Fachliche Zuordnung
Musikwissenschaften, Theologie
Materialart
Historische Drucke
Umfang
1.043 Bände
Status
abgeschlossen
Zeitraum
16. bis 18. Jahrhundert
Region
Europa, Schwerpunkte im deutschsprachigen Raum und Böhmen
Erschließung
vollständig erschlossen
Standort
Historisches Gebäude
Kontakt
Über die Sammlung
Urheber der etwa 1.000 Bände umfassenden Gesangbuchsammlung ist Georg Christian Gebauer (1690–1773), der erste Professor für Rechtswissenschaften an der Universität Göttingen. Gebauer war als begeisterter Sammler bekannt, der mit 18.000 Büchern die größte Professorenbibliothek der damaligen Zeit in der Universitätsstadt besaß. Die Gesangbuchsammlung, „Bibliotheca Cantionum“, wie sie von Gebauer genannt wurde, bildete eine Sondersammlung in seiner Bibliothek, die selbstständig neben dem Hauptbestand existierte.
Zur Gesangbuchsammlung gehören in der Hauptsache Chor- und Gemeindegesangbücher, Hausgesangbücher sowie eine Reihe von Territorialgesangbüchern, Werke der Landeskirchen, die für den Gebrauch im Gottesdienst veröffentlicht wurden. Weiterhin findet man auch Kommentare zu Liedern und liturgischen Schriften sowie Erbauungsschrifttum. Der Großteil der Bände datiert aus dem 17. Jahrhundert, jedoch sind auch einige wichtige Gesangbücher aus der Reformationszeit vertreten.
Dazu zählt beispielsweise das Achtliederbuch, das erste von Martin Luther autorisierte einstimmige Gesangbuch, das in der Gebauerschen Sammlung in zwei Auflagen enthalten ist. Ebenfalls als Teil der Bibliotheca Cantionum gelangte das Babstsche Gesangbuch von 1545, das letzte zu Lebzeiten Luthers in den Druck gegebene Liedbuch, in den Besitz der SUB Göttingen. Es gilt gemeinhin als das umfangreichste und am schönsten ausgestattete Werk dieser Gattung aus der Reformationszeit. Die Göttinger Bibliothek besitzt, soweit bekannt, das einzige vollständig überlieferte Exemplar. Die Sammlung vereint somit zahlreiche Quellen zur Geschichte des Gesangbuchs und des Kirchenlieds und beleuchtet die Bedeutung des Lieds in der reformatorischen Liturgie.
Besondere Stücke
- 8 H. E. Rit. I, 13876 Rara – Das Achtliederbuch, Wittenberg [Nürnberg] 1514 [1524]
- 8 H. E. Rit. I, 13875 Rara – Das Achtliederbuch, Nürnberg 1524
- 8 P. Germ. II, 2432 Rara – Der ganze Psalter Davids, Nürnberg 1542
- 8 P. Germ. II, 2515 Rara – Martin Luther: Geistliche Lieder, Leipzig 1545
- 8 Cant. Geb. 175 – Geistreiches Gesangbuch den Kern alter und neuer Lieder, Halle 1706
Sammlungsgeschichte
Die Ursprünge der Gesangbuchsammlung sind auf Georg Serpilius (1663–1723), Prediger und Superintendent in Regensburg, zurückzuführen. Serpilius hatte sich intensiv hymnologischen Studien gewidmet und im Zuge dessen eine umfangreiche Sammlung zu diesem Thema, die Collectio Serpiliana, aufgebaut. Nach seinem Tod 1723 wurde die Collectio größtenteils von Peter Busch (1682–1744), Pastor an der Kreuzkirche in Hannover und Verfasser mehrerer Kirchenlieder, übernommen. 1746 konnte Georg Christian Gebauer die von Busch vermehrte Sammlung nahezu vollständig von dessen Erben ankaufen.
Gebauers Bibliothek wurde nach seinem Tod 1773 auf mehreren Auktionen versteigert. Davon ausgenommen war die Gesangbuchsammlung, die die Universitätsbibliothek Göttingen für 130 Taler von den Erben erwarb. In der Universitätsbibliothek Göttingen blieb nur ein kleiner Teil der Gesangbuchsammlung als geschlossener Bestand erhalten, ca. 300 Stücke, die bis heute unter der Signatur „Cantica Gebaueri“ (Cant. Geb.) geführt werden. Die restlichen knapp 700 Bände wurden in den allgemeinen Bestand der Bibliothek eingearbeitet.
Zugang
Kataloge, Datenbanken und weitere Findmittel
In der Bibliothek haben sich das Verzeichnis der Liedersammlung des Vorbesitzers Peter Busch, ein Katalog von Gebauers eigener Hand sowie eine spätere in der Bibliothek angefertigte Abschrift erhalten.
Kataloge zur Gesangbuchsammlung
- Cod. Ms. hist. lit. 171 – Katalog der Gesangbuchsammlung Peter Buschs, 18. Jahrhundert
- Bibl.-Arch., Alte Kataloge 14 – Gebaueri Bibliotheca Cantionum
- Bibl.-Arch., Alte Kataloge 15 – Gebaueri Bibliotheca Cantionum (= Realkatalog Nr. 90 a)
Die historischen Drucke sind in den elektronischen Katalogen der SUB Göttingen (GUK und GöDiscovery) verzeichnet. Im Göttinger Universitätskatalog (GUK) können Sie über einen bestimmten Suchschlüssel die Cantica Gebaueri recherchieren, derjenige Teil der Gebauerschen Gesangbuchsammlung, der bis heute als geschlossener Bestand aufbewahrt wird. Mit einem weiteren Suchbefehl können Sie die Titel im GUK aufrufen, für die eine Provenienz aus Gebauers Besitz nachgewiesen werden konnte. Hiervon ausgenommen sind in der Regel die Cantica Gebaueri.
Die Notendrucke sind im Répertoire International des Sources Musicales (RISM) erfasst. Für die in deutscher Sprache oder im deutschen Sprachraum erschienenen Drucke des 16., 17. und 18. Jahrhunderts ist ebenfalls eine Recherche über die digitalen Verzeichnisse VD 16, VD 17, VD 18 möglich.
- Sammlung Cantica Gebaueri im GUK – Suchbefehl sgb \Cant Geb?
- Provenienz Georg Christian Gebauer im GUK – Suchbefehl prp de 7 ? Gebauer, Georg?
- Internationales Quellenlexikon der Musik – Répertoire International des Sources Musicales (RISM)
- VD 16 – Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des 16. Jahrhunderts
- VD 17 – Verzeichnis der im deutschen Sprachraum erschienenen Drucke des 17. Jahrhunderts
- VD 18 – Verzeichnis Deutscher Drucke des 18. Jahrhunderts
Vor Ort
Die Titel können über die Online-Kataloge der SUB Göttingen (GUK und GöDiscovery) bestellt werden. Voraussetzung dafür ist ein Bibliotheksausweis der SUB Göttingen. Personen, die nicht der Georg-August-Universität Göttingen angehören, können dafür einen Gastnutzerausweis beantragen. Bis zur Bereitstellung dauert es einen halben Tag, die Bände dürfen ausschließlich in Präsenz im Lesesaal für Alte Drucke im Historischen Gebäude der SUB Göttingen genutzt werden. Bei besonders seltenen und kostbaren Werken, die den Bestandsgruppen „Rara“ zugeordnet sind, sowie Werke, die die Signatur „Cant. Geb.“ tragen, ist eine Benutzung nur im Lesesaal für Handschriften und Seltene Drucke im Historischen Gebäude möglich.
Signaturen
Nach ihrem Erwerb durch die Universitätsbibliothek Göttingen wurde die Gesangbuchsammlung aufgespalten. Ungefähr 300 Titel bilden unter der Signatur „Cantica Gebaueri“ (Cant. Geb.) einen geschlossenen Bestand. Die restlichen 700 Titel wurden in die fachwissenschaftliche Systematik der SUB Göttingen eingearbeitet. Sie sind vornehmlich in den Abteilungen „Historia Ecclesiastica Rituum I“ (H. E. Rit. I), „Poetae Germanici II“ (P. Germ. II) und „Theologia pastoralis“ (Th. Past.) zu finden.
Digital
Rund 150 Drucke mit der Provenienz Gebauer, hauptsächlich aus der Signaturgruppe „Cant. Geb.“, stehen über das Göttinger Digitalisierungszentrum (GDZ) digital zur Verfügung. Einzelseiten können als PDF oder JPG heruntergeladen werden, die bibliographischen Angaben werden über die Formate BibTex, RIS und EndNote bereitgestellt. Weiterhin werden die Meta- und Strukturdaten unter freier Lizenz in METS und IIIF angeboten.
Weiterführende Hinweise
- Gerhard Croll: Quellen zur Hymnologie, in: Jahrbuch für Liturgie und Hymnologie 1 (1955), S. 124–128. ↗GUK
- Kristine Knüppel: Georg Christian Gebauers Gesangbuchsammlung in der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Diplomarbeit Göttingen 1985. ↗GUK
- Paul Sattler: Georg Christian Gebauers Büchersammlung, in: Beiträge zur Göttinger Bibliotheks- und Gelehrtengeschichte (Vorarbeiten zur Göttinger Universität und Bibliothek 5), Göttingen 1928, S. 75–90.
Verwandte Sammlungen
Gebauers Deutsche Bibliothek
Sammlung älterer deutscher Literatur aus dem Besitz Georg Christian Gebauers
Büchersammlung Georg Christian Gebauers
Werke mit der Provenienz Georg Christian Gebauer an der SUB Göttingen
Luthersammlung
Historische Drucke des 16. Jahrhunderts, die mit Martin Luther als Verfasser, Übersetzer oder Herausgeber verknüpft sind
Musikhandschriften
Etwa 1.500 Einheiten umfassende Sammlung von Musikhandschriften