Äthiopische Handschriften

Über die Sammlung | Sammlungsgeschichte | Zugang | Weiterführende Hinweise

Materialart

Handschriften und Handschriftenfragmente auf (europäischem) Papier, Pergament und Leinen

Umfang

25 Handschriften

Status

sporadisch ergänzt

Zeitraum

15. bis 20. Jahrhundert

Region

nordöstliches Afrika

Erschließung

vollständig erschlossen

Standort

Historisches Gebäude

Kontakt

hsd@sub.uni-goettingen.de

Über die Sammlung

Zur Signaturengruppe „Cod. Ms. aethiop.“ der SUB Göttingen gehören 14 Handschriften in äthiopischen Sprachen. Weitere befinden sich im Nachlass von Johann David Michaelis (1717–1791) sowie in der Sammlung der Klosterbibliothek Sankt Michaelis in Lüneburg. Bei dem Großteil dieser Handschriften handelt es sich um europäische Abschriften äthiopischer Quellen aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Das älteste Stück ist ein auf Leinwand geschriebenes Textfragment eines Marienoffiziums aus dem 15. Jahrhundert.

Zu den besonderen Stücken dieser Sammlung zählen die eigenhändigen Abschriften Hiob Ludolfs (1624–1704) sowie eine Sammlung des Schriftverkehrs zwischen Hiob Ludolf und dem äthiopischen Mönch Abba Gregorius († 1658) aus den Jahren 1650 bis 1657. Abba Gregorius, den Ludolf 1649 in Rom kennengelernt hatte, trug maßgeblich zu dessen Kenntnissen der Ge’ez-Sprache sowie der äthiopischen Geschichte und Kultur bei. Erwähnenswert ist zudem eine Homiliensammlung zum Fest des Erzengels Michael, die zwischen 1916 und 1926 entstand und besonders durch ihre reichhaltigen Illustrationen der Wunder Michaels in äthiopischer Tradition besticht.

Besondere Stücke

  • Cod. Ms. aethiop. 11 – Lobpreis Marias, Mitte des 15. Jahrhunderts
  • 2 Cod. Ms. aethiop. 9 Cim. – Synaxar, 16. Jahrhundert
  • 8 Cod. Ms. aethiop. 10 – Briefe Abba Gregorius’ an Hiob Ludolf, 1650–1657
  • Cod. Ms. aethiop. 13 – Homiliensammlung für das Fest des Erzengels Michael, 1916–1926

Sammlungsgeschichte

Die ersten äthiopischen Manuskripte gelangten gegen Ende des 18. Jahrhunderts in die Universitätsbibliothek Göttingen. Die Entstehung der Sammlung steht in engem Zusammenhang mit der Entwicklung der Orientalistik in Göttingen, als deren Teilgebiet die äthiopischen Sprachen betrachtet wurden. Die Orientalia wurden in Göttingen an der Philosophischen Fakultät gelehrt; seit 1746 unterrichtete dort Johann David Michaelis als Professor für Philosophie verschiedene orientalische Sprachen.

Der Nachlass von Michaelis, der nach seinem Tod 1791 an die Universitätsbibliothek Göttingen gelangte, umfasst mehrere äthiopische Handschriften. Zu den Vorbesitzern der Manuskripte zählen unter anderem Johann Heinrich Michaelis (1668–1738), ein Großonkel des Göttinger Gelehrten, der als Professor für Theologie in Halle doziert hatte, sowie Christian Benedikt Michaelis (1680–1764). Sowohl Johann Heinrich als auch sein Neffe Christian Benedikt Michaelis, der ebenfalls eine Professur für Theologie in Halle inne hatte, arbeiteten zeitweise mit Hiob Ludolf zusammen, der als Begründer der wissenschaftlichen Äthiopistik gilt. Nach dem Tod seines Onkels Johann Heinrich ersteigerte Christian Benedikt dessen Nachlass, den er später an seinen Sohn Johann David vererbte. Auf diese Weise fand er den Weg an die Universitätsbibliothek Göttingen.

In den frühen 1950er Jahren machte der Theologe und Orientalist Hugo Duensing (1877–1961) der Universitätsbibliothek Göttingen zwei weitere äthiopische Codices zum Geschenk. Duensing war 1900 in Göttingen mit einer Dissertation zum äthiopischen Synaxar promoviert worden und blieb der Äthiopistik sowie seiner Alma Mater zeit seines Lebens verbunden.

Zugang

Kataloge, Datenbanken und weitere Findmittel

Die Handschriften sind zu weiten Teilen ausschließlich im Handschriftenkatalog von Wilhelm Meyer aus den Jahren 1893 und 1894 beschrieben. Erwerbungen nach diesem Datum wurden in zwei Bänden der Reihe „Verzeichnis der Orientalischen Handschriften in Deutschland“ (VOHD) von Veronika Six katalogisiert.

Vor Ort

Die Handschriften können nach vorheriger Bestellung vor Ort oder per E-Mail im Lesesaal für Handschriften und Seltene Drucke im Historischen Gebäude der SUB Göttingen eingesehen werden, sofern ihr konservatorischer Zustand eine Benutzung zulässt. Die Termine zur Einsichtnahme sollten mindestens zwei Werktage vor der Anreise unter Nennung der gewünschten Signaturen vereinbart werden.

Weiterführende Hinweise

Verwandte Sammlungen

Südasiatische Handschriften

Handschriften aus dem südasiatischen Raum, in der Hauptsache in Sanskrit

Orientalische Handschriften, Kleinere Bestände

Kleinere Handschriftenbestände in verschiedenen orientalischen Sprachen