Bibliothek Joachim Hinrich von Bülows

Über die Sammlung | Sammlungsgeschichte | Zugang | Weiterführende Hinweise

Materialart

Historische Drucke, Inkunabeln, Handschriften, Karten

Umfang

8.912 Bände, ca. 30 Inkunabeln, 37 Handschriften, 2.240 Karten

Status

abgeschlossen

Zeitraum

16. bis 18. Jahrhundert (Drucke), 13. bis beginnendes 18. Jahrhundert (Handschriften)

Region

Deutschland, Europa

Erschließung

vollständig erschlossen

Standort

Historisches Gebäude

Kontakt

hsd@sub.uni-goettingen.de

hg-info@sub.uni-goettingen.de

Über die Sammlung

Joachim Hinrich von Bülow (1650–1724) war bei seinen Zeitgenossen als großer Bibliophiler und Büchersammler bekannt. Unter Herzog Georg Wilhelm von Celle (1624–1705) stieg er zum leitenden Staatsminister und zum Großvogt von Celle auf. Bülow begann um 1690 mit dem systematischen Aufbau seiner Bibliothek. Diese gliederte er in in vier Fachklassen: Theologica, Juridica, Historica et Politica sowie Miscellanea, eine Gruppe für Vermischtes, die vor allem kleinere Schriften unterschiedlichen Inhalts und Nachschlagewerke umfasste.

Die Bibliothek diente Bülow in erster Linie als Arbeitsgrundlage für seine eigenen Studien. Diese Ausrichtung bestimmte auch ihren Aufbau und den Inhalt: Werke zu historischen und politischen Themen sind besonders stark vertreten, hingegen fehlt die Belletristik gänzlich. Über die Hälfte der Bücher sind auf Latein verfasst, es folgen, jedoch in weitaus geringer Zahl, deutsche und französische Drucke. Auch niederländische, italienische, englische sowie vereinzelt spanische, dänische, schwedische und mehrsprachige Schriften gehören zum Bestand. Bülows Bibliothek umfasste bei seinem Tod nahezu 9.000 Werke vom 16. bis zum beginnenden 18. Jahrhundert, 37 Handschriften, etwa 30 Inkunabeln, mehr als 2.000 Karten und Tabellenwerke sowie einige astronomische, mathematische und optische Instrumente.

Der Erwerb der Bülowschen Bibliothek war von essentieller Bedeutung für die Geschichte der im Entstehen begriffenen Universitätsbibliothek. Die Bücher aus dem Besitz des Celler Großvogts bilden gut drei Viertel des Gründungsbestands und vermitteln in ihrer Zusammensetzung einen lebendigen Eindruck von einer deutschen Privatbibliothek im Zeitalter der Aufklärung. Der materielle Wert der Sammlung wurde bei der Übergabe an Göttingen auf rund 40.000 Reichstaler geschätzt. Mit der Sammlung Bülow gelangten auch die ersten Zimelien nach Göttingen wie beispielsweise eine nordfranzösische Bibelhandschrift aus der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts, das Stammbuch Herzog Georgs von Braunschweig-Lüneburg und ein koloriertes Exemplar der Schedelschen Weltchronik.

Besondere Stücke

  • 8 Cod. Ms. theol. 5 Cim. – Bibel, Anfang des 13. Jahrhunderts
  • 2 Hist. un. II, 53 b Inc. – Hartmann Schedel: Weltchronik, Nürnberg 1493
  • 8 Min. I, 2013 (1) Rara – Jakob Geßner: De Omni Rerum Fossilium Genere, Gemmis, Lapidibus, Metallis, Zürich 1566
  • 8 Cod. Ms. hist. 220 Cim. – Stammbuch des Herzogs Georg von Braunschweig-Lüneburg, 1591–1611
  • 2 Cod. Ms. philos. 61 – Hans Talhoffer: Fechtbuch, Ende des 17. Jahrhunderts
  • 8 Fab. VI, 1755 (2) Rara – Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen: Der seltsame Springinsfeld, Nürnberg 1670 
  • 4 Cod. Ms. Mapp. 25 – Ämteratlas des Fürstentums Lüneburg, um 1695
  • 4 Cod. Ms. hist. nat. 108 – Samuel Fallours: Fische des Indischen Meers und der Molukken, 1717

Sammlungsgeschichte

Als Erbin seiner Sammlung hatte Joachim Hinrich von Bülow testamentarisch zunächst die Lüneburger Ritterschule bestimmt, an der er selbst ausgebildet worden war. Er widerrief diesen Beschluss jedoch und empfahl seinen Erben, seine Bibliothek an die Universität Helmstedt abzugeben, falls sie diese nicht selbst verwalten wollten. Als Bülow kinderlos starb, fiel seine Bibliothek an seine drei Vettern. Auf Einwirken Gerlach Adolph von Münchhausens, dem großen Förderer und ersten Kurator der Universität Göttingen, entschieden sich Bülows Vettern, die Bibliothek der neu gegründeten Universität in Göttingen zu stiften. Zum Andenken an dieses großzügige Geschenk wurde bei den Eröffnungsfeierlichkeiten der Universität verkündet, dass die hiesige Universitätsbibliothek fortan den Namen „Bibliotheca Buloviana“ tragen sollte. Weder diese Bezeichnung noch die geplante jährliche Dankesrede für Joachim Hinrich von Bülow scheinen aber die Gründungsphase der Universitätsbibliothek überdauert zu haben.

Zugang

Kataloge, Datenbanken und weitere Findmittel

Die historischen Drucke aus dem Bestand Bülow finden Sie in den elektronischen Katalogen der SUB Göttingen (Göttinger Universitätskatalog (GUK) und GöDiscovery). Die Handschriften aus dem ehemaligen Besitz des Großvogts sind im Handschriftenkatalog von Wilhelm Meyer verzeichnet; im Register des dritten Bandes (S. 32) sind die Manuskripte aus dem Besitz Bülow aufgelistet. Beschreibungen der Inkunabeln mit der Provenienz Joachim Hinrich von Bülow sind den Katalogen der Göttinger Inkunabeln zu entnehmen.

  • Provenienz Bülow im GUK – Suchbefehl PRK Bülow, Joachim Heinrich von
  • Inkunabelkatalog – Helmut Kind: Incunabula Gottingensia. Inkunabel-Katalog der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, 3 Bde., Wiesbaden 1995–2011; 4. Bd. bearb. von Helmut Rohlfing, Wiesbaden 2024. ↗GUK

Die SUB Göttingen ist im Besitz diverser Verzeichnisse, die Auskunft über die Aufstellung und Entwicklung der Sammlung unter Joachim Hinrich von Bülow geben. Die ersten Kataloge wurden noch von Bülow selbst geführt, in seinen späteren Lebensjahren übertrug er diese Aufgabe zunehmend seinem Sekretär Philipp August Schlüter († 1761). Nicht erhalten haben sich zwei Katalogabschriften von 1717/1718 sowie ein alphabetisches Verzeichnis der Autoren und anonymen Titel, das vermutlich Philipp August Schlüter in Bülows Auftrag anlegte. Im Bibliotheksarchiv der Universitätsbibliothek finden sich weitere Dokumente zur Sammlung Bülow sowie zur Stiftung der Bibliothek; Auskunft über die Ausstattung und Aufstellung der Bibliothek in Hannover und Celle gibt 2 Cod. Ms. hist. lit. 146.

Kataloge und Verzeichnisse der Sammlung Bülow

  • Bibl.-Arch., Alte Kataloge 1 a – Verzeichnis der Bücher in der Bibliothek Bülows, geordnet nach vier Fachklassen, 1702 ff.
  • Bibl.-Arch., Alte Kataloge 1 b – Sachkatalog, geordnet nach vier Fachklassen, diese wiederum unterteilt nach Sachgebieten, 1705 ff.
  • Bibl.-Arch., Alte Kataloge 1 c – Abschrift und Fortführung des Catalogus Librorum, 1712 ff.
  • Bibl.-Arch., Alte Kataloge 1 d – Abschrift und Fortführung des Sachkatalogs, 1712 ff.
  • Bibl.-Arch., Alte Kataloge 50 – Alphabetischer Gesamtindex zum Bülowschen Katalog
  • Bibl.-Arch., Alte Kataloge 1 e und Bibl.-Arch. A 3 c – Verzeichnis der astrologischen, astronomischen, geographischen und hydrographischen Karten und Tabellen
  • 8 Cod. Ms. philos. 45 – Beschreibung der astronomischen und optischen Instrumente

Vor Ort

Die historischen Drucke, die Inkunabeln eingeschlossen, können über die elektronischen Kataloge der SUB Göttingen (GUK und GöDiscovery) bestellt werden. Voraussetzung dafür ist ein Bibliotheksausweis der SUB Göttingen. Personen, die nicht der Georg-August-Universität Göttingen angehören, können dafür einen Gastnutzerausweis beantragen. Bis zur Bereitstellung dauert es einen halben Tag, die Bände dürfen ausschließlich in Präsenz im Lesesaal für Alte Drucke im Historischen Gebäude der SUB Göttingen genutzt werden. Bei besonders seltenen und kostbaren Werken, die den Bestandsgruppen „Rara“ und „Inc.“ zugeordnet sind, ist eine Benutzung nur im Lesesaal für Handschriften und Seltene Drucke im Historischen Gebäude möglich.

Die Handschriften können nach vorheriger Bestellung vor Ort oder per E-Mail im Lesesaal für Seltene Drucke und Handschriften im Historischen Gebäude der SUB Göttingen eingesehen werden, sofern der konservatorische Zustand eine Benutzung zulässt. Die Termine zur Einsichtnahme sollten mindestens zwei Werktage vor der Anreise unter Nennung der gewünschten Signaturen vereinbart werden.

Digital

Nahezu 240 Drucke sowie eine der zwei Bülowschen mittelalterlichen Handschriften (8 Cod. Ms. jurid. 94) stehen über das Göttinger Digitalisierungszentrum (GDZ) digital zur Verfügung. Einzelseiten können als PDF oder JPG heruntergeladen werden, die bibliographischen Angaben werden über die Formate BibTex, RIS und EndNote bereitgestellt. Weiterhin werden die Meta- und Strukturdaten unter freier Lizenz in METS und IIIF angeboten.

Weiterführende Hinweise

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