Über die Sammlung | Sammlungsgeschichte | Zugang | Weiterführende Hinweise
8 Patr. coll. 216/9
Fachliche Zuordnung
Altertumswissenschaften, Theologie
Materialart
Historische Drucke, Papier- und Pergamenthandschriften
Umfang
367 Drucke, 14 Inkunabeln, 21 Handschriften
Status
abgeschlossen
Zeitraum
13. bis 18. Jahrhundert
Region
Europa
Erschließung
vollständig erschlossen
Standort
Historisches Gebäude
Kontakt
Über die Sammlung
Lüder Kulenkamp (1724–1794) wirkte von 1755 bis 1794 als reformierter Prediger und Professor für Philosophie in Göttingen. Daneben baute er eine umfangreiche Bibliothek auf, die insgesamt über 9.000 Bände vornehmlich aus den theologisch-philosophischen und humanistisch-klassischen Disziplinen, umfasste. Er besaß damit wohl die viertgrößte Privatbibliothek im Göttingen des 18. Jahrhunderts. Nach Kulenkamps Tod gingen 22 Handschriften, 14 Inkunabeln sowie 367 Drucke in den Besitz der Universitätsbibliothek Göttingen über. Der Erwerbungsfokus der Universitätsbibliothek lag auf den theologischen Werken sowie den griechischen und lateinischen Klassikern. In deutlich geringer Zahl wurden jedoch auch juristische, medizinische, historische, geographische und literaturhistorische Bücher angeschafft.
Bei den Handschriften aus der Bibliothek Kulenkamp lassen sich zwei Hauptgruppen zuordnen. Zum einen handelt es um Abschriften, vielfach von Kulenkamps eigener Hand, die in Vorbereitung seiner Editionsvorhaben zum Etymologicum Magnum und zu Kleomedes entstanden. Die zweite Gruppe sind vornehmlich mittelalterliche Quellenzeugnisse vom 13. bis zum 16. Jahrhundert. Zu den herausragenden Stücken der Sammlung zählen eine italienische Pergamenthandschrift der Komödien des Terenz mit kunstvoll verzierten Halbfigur-Initialen vom Anfang des 15. Jahrhunderts sowie ein um 1300 in Bologna entstandener illuminierter Codex, der die Glosse Bernards von Botonus zu den Dekretalen Gregors IX. überliefert.
Besondere Stücke
- 2 Cod. Ms. philol. 110 Cim. – Terenz: Komödien, 15. Jahrhundert
- 2 Cod. Ms. jurid. 150 Cim. – Bernard von Botonus: Glosse zu den Dekretalen Gregors IX., um 1300
- 2 Cod. Ms. philol. 64 – Lüder Kulenkamp: Lesarten zu Kleomedes, 18. Jahrhundert
- 2 Auct. Gr. V, 4110 Rara – Claudius Ptolemäus: Geographia, Amsterdam 1605
Sammlungsgeschichte
Knapp zwei Jahre, nachdem Lüder Kulenkamp am 21. August 1794 verstorben war, wurde sein kostbarer Bücherbesitz vom 6. Mai bis zum 13. Juli 1796 in Göttingen versteigert. Die meisten Bände gingen an die Bibliotheken in Göttingen, Gotha und die Bodleian Library in Oxford, wenige Titel wurden von den Einrichtungen in Halle und Helmstedt erworben. Der Verkauf der Sammlung erzielte insgesamt einen Erlös von über 6.000 Talern, die Universitätsbibliothek Göttingen investierte 341. Sie trat jedoch nicht selbst als Käuferin in Erscheinung, sondern ließ sich kommissarisch durch den Klassischen Philologen Christoph Christoph Wilhelm Mitscherlich (1760–1854) vertreten.
Zugang
Kataloge, Datenbanken und weitere Findmittel
Im Göttinger Universitätskatalog (GUK) kann mittels eines bestimmten Suchschlüssels nach Drucken aus der Bibliothek Kulenkamps gesucht werden. Eine Übersicht über die 367 Göttinger Druckschriften ab 1501 aus der Sammlung Kulenkamp erarbeitete Annette Pozzo in ihrer Monographie „Membra disiecta“. Auskunft über den Umfang von Kulenkamps Bibliothek bei seinem Tod geben die Auktionsverzeichnisse aus dem 18. Jahrhundert, von denen sich zwei an der SUB Göttingen erhalten haben.
Beschreibungen der Handschriften aus Kulenkamps Besitz enthält der von Wilhelm Meyer publizierte Handschriftenkatalog für die Göttinger Bestände; unter dem Eintrag „Kulenkamp, Lüder“ im Register des dritten Bandes (S. 108) sind weiterhin die mit dem Göttinger Philologen in Verbindung stehenden Signaturen aufgelistet. Für einen Teil der mittelalterlichen Handschriften existieren Katalogisate nach modernen wissenschaftlichen Standards, abrufbar über die Handschriftendatenbank der HAB Wolfenbüttel, in Zukunft auch über das Handschriftenportal. Beschreibungen der Inkunabeln mit der Provenienz Lüder Kulenkamp sind den Katalogen der Göttinger Inkunabeln zu entnehmen.
- Sammlung Kulenkamp im GUK – Suchschlüssel prp de 7 ? Kulenkamp, Lüder?
- Göttinger Drucke aus der Sammlung Kulenkamp – Annette Pozzo: Membra disiecta. Inhalt und Wirkung der Bibliothek des Göttinger Professors Lüder Kulenkamp (1724–1794), Berlin 2014, S. 124–151. ↗GUK
- 8 Hll. XI, 2344 Rara – durchschossenes Exemplar des Auktionskatalogs mit Zuschlagpreisen und Erwerbernamen ↗GUK
- 8 Hll. XI, 2345 – Justus Christoph Grünewald: Verzeichnis der nicht versteigerten Bücher der Auktion Kulenkamp, Göttingen 1796
- Inkunabeln – Helmut Kind: Incunabula Gottingensia. Inkunabel-Katalog der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Bd. 1–3, Wiesbaden 1995–2011, Bd. 4 bearb. von Helmut Rohlfing, Wiesbaden 2024. ↗
- siehe auch Griechische Handschriften
Vor Ort
Die Handschriften können nach vorheriger Bestellung vor Ort oder per E-Mail im Lesesaal für Handschriften und Seltene Drucke im Historischen Gebäude der SUB Göttingen eingesehen werden, sofern der konservatorische Zustand eine Benutzung zulässt. Die Termine zur Einsichtnahme sollten mindestens zwei Werktage vor der Anreise unter Nennung der gewünschten Signaturen vereinbart werden.
Die historischen Drucke, die Inkunabeln eingeschlossen, können über die elektronischen Kataloge der SUB Göttingen (GUK und GöDiscovery) bestellt werden. Voraussetzung dafür ist ein Bibliotheksausweis der SUB Göttingen. Personen, die nicht der Georg-August-Universität Göttingen angehören, können dafür einen Gastnutzerausweis beantragen. Bis zur Bereitstellung dauert es einen halben Tag, die Bände dürfen ausschließlich in Präsenz im Lesesaal für Alte Drucke im Historischen Gebäude der SUB Göttingen genutzt werden. Bei besonders seltenen und kostbaren Werken, die den Bestandsgruppen „Rara“ oder „Inc.“ zugeordnet sind, ist eine Benutzung nur im Lesesaal für Handschriften und Seltene Drucke im Historischen Gebäude möglich.
Signatur
Die Werke aus dem Besitz Lüder Kulenkamps wurden nach ihrer Erwerbung in die fachliche Systematik der Göttinger Universitätsbibliothek eingearbeitet. Die Signaturen der Handschriften setzen sich zusammen aus der Formatangabe (2, 4, 8), der Bezeichnung der Fachgruppe (hist., hist. nat., hist. lit., jurid., philol., philos., theol.) sowie einer laufenden Nummer, z. B. 2 Cod. Ms. philol. 110 Cim. Das Kürzel „Cim.“ hinter der laufenden Nummer kennzeichnet Handschriften, die zu den Zimelien der Bibliothek, Stücken von besonderer Bedeutung und großem Wert, zählen. Bei den historischen Drucken besteht die Signatur aus der Formatangabe und der Systemstelle, die den Titel entsprechend seinem Inhalt im historischen Göttinger Klassifikationssystem des Band-Realkatalogs verordnen. Die Signaturen der Inkunabeln werden um das Kürzel „Inc.“ ergänzt.
Digital
Wenige ausgewählte Drucke aus der Sammlung Kulenkamp stehen über das Göttinger Digitalisierungszentrum (GDZ) digital zur Verfügung. Einzelseiten können als PDF oder JPG heruntergeladen werden, die bibliographischen Angaben werden über die Formate BibTex, RIS und EndNote bereitgestellt. Weiterhin werden die Meta- und Strukturdaten unter freier Lizenz in METS und IIIF angeboten. Die Digitalisierung der mittelalterlichen und der griechischen Handschriften ist in Planung.
Weiterführende Hinweise
- Mona Kirsch: 300 Jahre Lüder Kulenkamp – seine Sammlung in der Universitätsbibliothek Göttingen, in: Selten und Bemerkenswert. Sammlungsblog der SUB Göttingen.
- Göttinger Kostbarkeiten. Handschriften, Drucke, Einbände aus zehn Jahrhunderten, hg. von Elmar Mittler (Göttinger Bibliotheksschriften 35), Göttingen 2006; DOI: https://doi.org/10.17875/gup2006-648.
- Annette Pozzo: Membra disiecta. Inhalt und Wirkung der Bibliothek des Göttinger Professors Lüder Kulenkamp (1724–1794), Berlin 2014. ↗GUK
- Gerhard Streich: Die Büchersammlungen Göttinger Professoren im 18. Jahrhundert, in: Öffentliche und private Bibliotheken im 17. und 18. Jahrhundert. Raritätenkammern, Forschungsinstrumente oder Bildungsstätten?, hg. von Paul Raabe (Wolfenbütteler Forschungen 2), Bremen 1977, S. 241–299. ↗GUK
Verwandte Sammlungen
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