Gebauers Deutsche Bibliothek

Materialart

Historische Drucke

Umfang

3.500 Drucke, 17 Inkunabeln

Status

abgeschlossen

Zeitraum

15 bis 18. Jahrhundert

Region

Deutschland, Europa

Erschließung

vollständig erschlossen

Standort

Historisches Gebäude

Kontakt

hg-info@sub.uni-goettingen.de

Über die Sammlung

Die Deutsche Bibliothek oder Bibliotheca Germanica ist eine Sammlung von 3.500 Drucken älterer deutscher Literatur aus allen Bereichen, die der Jurist Georg Christian Gebauer (1690–1773) anlegte. Gebauer war der erste Professor, der an der neu gegründeten Göttinger Universität seinen Dienst antrat und bis 1735 als königlicher Commissarius eingesetzt. Auf Auktionen und mittels seines akademischen Netzwerkes baute er eine umfangreiche Büchersammlung auf. Neben seiner Bibliothek pflegte er zwei separate Sondersammlungen: eine Gesangbuchsammlung sowie die Deutsche Bibliothek.

Die Bibliotheca Germanica entsprang Gebauers Begeisterung für die deutsche Geschichte und Literatur. Zu seiner Sammlung gehören einen größere Anzahl vorreformatorischer Drucke sowie über 100 Werke Martin Luthers (1483–1546), Predigten und Flugschriften. Unter den etwa 500 juristischen Titeln dominieren die Landesordnungen und Reichstagsabschiede. Ein Beispiel hierfür ist die 1488 bei Moritz Brandis in Leipzig gedruckte niederdeutsche Fassung des Sachsenspiegels.

Einen weiteren Schwerpunkt bilden die Volksbücher, von denen Gebauer eine Vielzahl von Werken, häufig in mehreren Ausgaben besaß. In der Bibliotheca Germanica poetica, einer Untergruppe von circa 1.000 Bände, finden sich in der Hauptsache Zeugnisse der deutschen Barockdichtung, so beispielsweise über 200 Schriften von oder über Martin Opitz (1597–1639). Dazu zählen auch 12 Ausgaben der Gedichte Hans Sachs’ (1494–1576) sowie drei Inkunabeln von Sebastian Brants († 1521) Narrenschiff, darunter die dritte Ausgabe des Reutlinger Erstdruckers Michael Greyff († um 1512).

Eines der wertvollsten Stücke der Sammlung ist die von Johann Mentelin († 1478) 1466 in Straßburg gedruckte Bibel. Die Mentelin-Bibel ist die erste Bibel, die in einer Volkssprache, in Deutsch, gedruckt wurde. Als erste deutsche Bibel vor der Übersetzung durch Martin Luther wirkte sie vorbildgebend für alle späteren Drucke im oberdeutschen Bereich.

Besondere Stücke

  • 2 Bibl. II, 201 Inc. – Mentelin-Bibel, deutsch, Straßburg 1466
  • 4 Jus Germ. I, 4711 Inc. – Eike von Repgow: Landrecht, niederdeutsch, Leipzig 1488
  • 8 P. Germ. II, 2114 Inc. Rara – Sebastian Brant: Das Narrenschiff, Reutlingen 1494
  • 4 Jus. crim. I, 1410 Rara – Peinliche Gerichtsordnung Kaiser Karls V. und des Heiligen Römischen Reichs, Mainz 1533
  • 4 Chem. I, 536 (2) Rara – Hieronymus Brunschwig: Distillierbuch, Frankfurt am Main 1551
  • 8 P. Germ. II, 3083 Rara – Hans Sachs: Van dem Düvel, dem de Helle wil tho enge werden, 1613

Sammlungsgeschichte

Nach dem Tod Gebauers im Jahr 1773 wurde seine umfangreiche Bibliothek auf mehreren Auktionen versteigert. Davon ausgenommen waren die Deutsche Bibliothek ebenso wie die Gesangbuchsammlung. Noch zu seinen Lebzeiten hatte Gebauer den Wunsch geäußert, die Deutsche Bibliothek als geschlossenen Bestand zu bewahren. 1765 nahm er deshalb Kontakt zu Christian Gottlob Heyne (1729–1812), Oberbibliothekar der Göttinger Universitätsbibliothek, auf und bot ihm seine Sammlung deutscher Literatur zum Kauf an. Obwohl Heyne durchaus Interesse bezeugte, kam der Verkauf nicht zustande.

1774 erwarb die Universitätsbibliothek die Bibliotheca Germanica von Gebauers Witwe für 150 Taler. Im Austausch mit dem Kuratorium in Hannover hatte Heyne die Sammlung zuvor auf 2.000 Taler geschätzt. Nach Gebauers Tod war sie um einige Bände angewachsen, da alle deutschen Werke, die zuvor nicht versteigert worden waren, der Deutschen Bibliothek zugeordnet wurden.

Zugang

Kataloge, Datenbanken und weitere Findmittel

Die historischen Drucke und Inkunabeln sind in den elektronischen Katalogen der SUB Göttingen (GUK und GöDiscovery) enthalten. Im Göttinger Universitätskatalog (GUK) können Sie über einen bestimmten Suchbefehl die Titel aufrufen, für die bislang eine Provenienz aus Gebauers Besitz nachgewiesen werden konnte. Zu den zentralen Nachweisinstrumenten deutscher Drucke gehören weiterhin die Verzeichnisse der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des 16., 17. und 18. Jahrhunderts.

Die Deutsche Bibliothek Gebauers wurde weder in den Akzessionskatalog der Bibliothek noch in die Zugangsbücher aufgenommen. Im Bibliotheksarchiv haben sich jedoch drei Kataloge der Sammlung sowie die teilweise bruchstückhaften Akten und Briefe zum Kauf der Büchersammlung erhalten (Bibl.-Arch., A 19 b).

Kataloger Gebauers Deutscher Bibliothek

  • Bibl.-Arch., Alte Kataloge 11 – Bibliotheca Germanica Georg Christian Gebauers. Theologica, Juridica, Medica, Philologica, Poetica
  • Bibl. Arch., Alte Kataloge 12 – Bibliotheca Germanica poetica Georg Christian Gebauers
  • Bibl.-Arch., Alte Kataloge 13 – Bibliotheca Germanica Georg Christian Gebauers. Theologica, Juridica, Medica, Philologica, Poetica

Vor Ort

Die historischen Drucke können über die Online-Kataloge der SUB Göttingen (GUK und GöDiscovery) bestellt werden. Voraussetzung dafür ist ein Bibliotheksausweis der SUB Göttingen. Personen, die nicht der Georg-August-Universität Göttingen angehören, können dafür einen Gastnutzerausweis beantragen. Bis zur Bereitstellung dauert es einen halben Tag, die Bände dürfen ausschließlich in Präsenz im Lesesaal für Alte Drucke im Historischen Gebäude der SUB Göttingen genutzt werden. Bei besonders seltenen und kostbaren Werken, die den Bestandsgruppen „Rara“ oder „Inc.“ zugeordnet sind, ist eine Benutzung nur im Lesesaal für Handschriften und Seltene Drucke im Historischen Gebäude möglich.

Digital

Rund 150 Drucke mit der nachgewiesenen Provenienz Gebauer, hauptsächlich aus der Signaturgruppe „Cant. Geb.“, stehen über das Göttinger Digitalisierungszentrum (GDZ) digital zur Verfügung. Einzelseiten können als PDF oder JPG heruntergeladen werden, die bibliographischen Angaben werden über die Formate BibTex, RIS und EndNote bereitgestellt. Weiterhin werden die Meta- und Strukturdaten unter freier Lizenz in METS und IIIF angeboten.

Weiterführende Hinweise

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