Zentralarchiv deutscher Mathematik-Nachlässe

Über die Sammlung | Sammlungsgeschichte | Erwerbungsprofil | Zugang | Weiterführende Hinweise

Fachliche Zuordnung

Mathematik

Materialart

Handschriften, Fotografien, Drucke

Umfang

62 Nachlässe

Status

fortlaufend

Zeitraum

18. bis 20. Jahrhundert

Region

Deutschland, Europa, USA

Erschließung

vollständig erschlossen

Standort

Historisches Gebäude

Kontakt

hsd@sub.uni-goettingen.de

Über die Sammlung

Das Zentralarchiv deutscher Mathematik-Nachlässe bildet die zentrale Stelle für die Aufbewahrung und Erschließung der Nachlässe deutscher Mathematikerinnen und Mathematiker. Es umfasst die Nachlässe und Teilnachlässe von mehr als 60 Vertreterinnen und Vertretern dieser Fachdisziplin, die somit für weitere Forschungen verfügbar gemacht werden. Zu den bekanntesten gehören Carl Friedrich Gauß (1777–1855), Bernhard Riemann (1826–1866), Felix Klein (1849–1925), David Hilbert (1862–1943), Hermann Minkowski (1864–1909), Georg Cantor (1845–1918), Richard Dedekind (1831–1916), Franz Rellich (1906–1955) und Carl Runge (1856–1927). Das Zentralarchiv ist ein Gemeinschaftsvorhaben der SUB Göttingen, der Deutschen Mathematiker-Vereinigung (DMV) sowie der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen.

Sammlungsgeschichte

Seit der Gründung der Universität wurde an der Bibliothek auf die Erwerbung mathematischer Werke besonderen Wert gelegt, sodass die SUB Göttingen heute eine der umfangreichsten Sammlungen historischer Werke zur Mathematik in Deutschland besitzt. Auch war die Universität immer wieder die Lehr- und Forschungsstätte weltbekannter Mathematiker, wie beispielsweise Carl Friedrich Gauß, Bernhard Riemann, Richard Dedekind, Felix Klein und David Hilbert. Die Nachlässe von Gauß und Riemann waren auch die ersten Mathematiker-Nachlässe, die an die Universität Göttingen gelangten. Die Riemannsche Sammlung, diverse Manuskripte, Briefe, Vorarbeiten zu Veröffentlichungen und biographische Dokumente, wurde der Bibliothek 1895 von der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen übergeben. Den handschriftlichen Nachlass Gauß’ erhielt die Universität nach Verhandlungen mit seinen Erben 1856 als Geschenk.

Einen ersten Anlauf zur Einrichtung einer zentralen Verwahrstelle für Mathematiknachlässe unternahm Felix Klein zu Beginn des 20. Jahrhunderts. In dem von ihm begründeten Mathematiker-Archiv sollten unveröffentlichte Publikationen, Manuskripte und Briefe seiner Fachkollegen gesammelt werden, damit spätere Forschende auf diesen Wissensschatz zugreifen können. Den ersten Eingang konnte das Archiv im Oktober 1907 verzeichnen: Stanislaus Jolles (1857–1942), Professor an der Technischen Hochschule Berlin, stiftete dem Archiv einen Brief Jakob Steiners (1796–1863) an Carl Gustav Jacobi (1804–1851) vom 31. Dezember 1833. Das von Klein begründete Mathematiker-Archiv (Cod. Ms. Math.-Arch.) vereint Dokumente von Wissenschaftlern wie Leo Königsberger (1837–1921), Adolf Hurwitz (1859–1919), Hermann Minkowski uvm. Weiterhin gehören zum Bestand auch Archivalien zur Geschichte der Physik, so vor allem Aktenbestände der Göttinger Vereinigung zur Förderung der angewandten Physik und Mathematik.

Das Zentralarchiv deutscher Mathematiknachlässe wurde schließlich am 1. November 1992 durch einen Vertrag der SUB Göttingen mit der Deutschen Mathematiker-Vereinigung (DMV) gegründet. Die DMV verpflichtet sich zur Unterstützung bei der Gewinnung neuer Nachlässe, die SUB Göttingen trägt Sorge für die Bestandserhaltung und Erschließung der Bestände. Seit der Einrichtung des Zentralarchivs konnten u.a. die Teilnachlässe von Ernst Steinitz (1871–1928), Ludwig Bieberbach (1886-1982), Wilhelm Maier (1896–1990), Carl Ludwig Siegel (1896–1981), Ludwig Kiepert (1846–1934) und – mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft – der Nachlass Hans Zassenhaus (1912–1991) erworben werden.

Erwerbungsprofil

Gemeinsam mit der DMV setzt sich die SUB Göttingen dafür ein, das Zentralarchiv deutscher Mathematik-Nachlässe zu erweitern. Dabei finden nicht nur Forschende Berücksichtigung, die unmittelbar mit der Universität Göttingen verbunden sind, sondern auch Mathematikerinnen und Mathematiker, die an anderen Einrichtungen tätig waren. Vor der Erwerbung wird jedoch zunächst die Absprache mit dem Bestandseigentümer sowie mit den Archiven und Handschriftenabteilungen der Universitäten, an denen der Nachlasser geforscht hat, gesucht. Nur wenn dort kein Interesse an einer Übernahme besteht, bietet das Zentralarchiv an, den Nachlass zu erschließen und an der SUB Göttingen zu bewahren.

Zugang

Kataloge, Datenbanken und weitere Findmittel

Die Verzeichnung der Nachlässe erfolgt in Kalliope, dem nationalen Nachweissystem für Nachlässe und Autographen in Bibliotheken und weiteren Kultureinrichtungen. Die im 19. Jahrhundert erworbenen Nachlässe sind zudem im Handschriftenkatalog der Universitätsbibliothek Göttingen erschlossen, den Wilhelm Meyer 1893 und 1894 in drei Bänden veröffentlichte. Für einige Personen stehen Findbücher oder Kurzverzeichnisse zur Verfügung, die vor Ort im Lesesaal für Handschriften und Seltene Drucke eingesehen werden können.

Weiterhin existieren ein Spezialinventar zur Geschichte der Mathematik und Naturwissenschaften an der Universität Göttingen sowie ein Findbuch zu dem von Felix Klein initiierten Mathematiker-Archiv. Beide Werke sind mittlerweile durch Einträge in Kalliope überholt. Eine alphabetische Liste der Mathematik-Nachlässe an der SUB Göttingen findet sich auf der Webseite des ehemaligen Fachinformationsdienstes Mathematik. Diese wird jedoch nicht mehr aktualisiert.

Vor Ort

Die Nachlässe können nach vorheriger Bestellung vor Ort oder per E-Mail (hsd@sub.uni-goettingen.de) im Lesesaal für Handschriften und Seltene Drucke im Historischen Gebäude der SUB Göttingen eingesehen werden, sofern der konservatorische Zustand eine Benutzung zulässt. Die Termine zur Einsichtnahme sollten mindestens zwei Werktage vor der Anreise unter Nennung der gewünschten Signaturen vereinbart werden.

Für Nachlässe gelten aufgrund personenbezogener Schutzfristen oder auch privatrechtlicher Übereinkünfte besondere Benutzungsbedingungen. Dies kann dazu führen, dass bestimmte Nachlässe nur beschränkt benutzbar oder bis zum Ablaufdatum einer bestimmten Schutzfrist gesperrt sind. Auch das Urheberrecht spielt bei der Benutzung von Nachlässen, vor allem in Bezug auf Personen der jüngeren Geschichte, eine wichtige Rolle. Alle Werke, auch unveröffentlichte Schriften und Briefe, sind urheberrechtlich bis zum Ablauf von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers geschützt. Erst nach Ende der Schutzfrist sind die Werke gemeinfrei. Eine frühere Verwertung, d.h. eine Veröffentlichung oder digitale Bereitstellung, ist nur mit Einwilligung des Urhebers oder seiner Erben möglich.

Über die Sperrfristen von Nachlässen informiert in der Regel der entsprechende Datensatz bei Kalliope. Für weitere Fragen zur Benutzung eines bestimmten Nachlasses oder dessen Verwertung wenden Sie sich an hsd@sub.uni-goettingen.de. Das Fotografieren von Nachlassmaterialien ist nicht gestattet, Reproduktionen können in Auftrag gegeben werden, wenn die rechtlichen Vorgaben dabei nicht verletzt werden.

Digital

Diverse Dokumente aus dem Zentralarchiv deutscher Mathematik-Nachlässe wurden bereits digitalisiert und stehen über das Göttinger Digitalisierungszentrum (GDZ) zum Abruf bereit. Einzelseiten können als PDF oder JPG heruntergeladen werden, die bibliographischen Angaben werden über die Formate BibTex, RIS und EndNote bereitgestellt. Die Meta- und Strukturdaten werden unter freier Lizenz in METS und IIIF angeboten. Eine Suche nach digitalisierten Quellen ist über Kalliope möglich.

Weiterführende Hinweise

Verwandte Sammlungen

Nachlässe

Sammlung von Nachlässen und Teilnachlässen der Universitätsbibliothek Göttingen

Gauß-Bibliothek

Über 2.000 Bände aus der Privatbibliothek des Mathematikers Carl Friedrich Gauß