Griechische Handschriften

Evangelienhandschrift, 11. Jahrhundert

Materialart

Handschriften und Fragmente, vornehmlich auf Papier, wenige auf Pergament, ein Fragment auf Birkenrinde

Umfang

81 Handschriften und Fragmente

Status

sporadisch ergänzt

Zeitraum

8./9. bis 18. Jahrhundert

Region

Byzantinisches Reich, deutscher und französischer Raum

Erschließung

nahezu vollständig erschlossen

Standort

Historisches Gebäude

Kontakt

hsd@sub.uni-goettingen.de

Über die Sammlung

Die Sammlung griechischer Handschriften umfasst 70 Stücke; weitere 11 Fragmente in griechischer Sprache finden sich in der umfangreichen Fragmentesammlung der Bibliothek. Den Hauptteil bilden Schriftzeugnisse aus dem westlichen Gelehrtenkontext. 24 Handschriften lassen sich dem mittelalterlich-byzantinischen Kontext zuordnen, drei Buchhandschriften stammen aus dem postbyzantinischen Raum des 16. bis 18. Jahrhunderts.

Bei den mittelalterlichen und postbyzantinischen Handschriften handelt es sich vornehmlich um Bibelhandschriften, Liturgica sowie nicht-theologische Werke aus dem gelehrten Schulkontext. Die liturgischen Werke datieren in der Hauptsache aus dem 16. Jahrhundert und dokumentieren das Fortleben des orthodoxen Ritus nach dem Untergang des Byzantinischen Reichs. Die lediglich fragmentarisch überlieferten Handschriften enthalten mehrheitlich biblische Texte, Texte zur Liturgie, Hagiographie sowie Rhetorik und Predigt. Bei den neuzeitlich-westlichen Manuskripten liegt der Schwerpunkt auf Abschriften und Kollationen mittelalterlicher Manuskripte mit philologischem Inhalt. Besonders hervorzuheben sind ein Evangeliar aus dem 11. Jahrhundert, vor allem aufgrund des anspruchsvoll gestalteten Buchschmuckes, sowie ein Codex mit Texten von Pindar und Nicander, der im älteren Teil durchgehend mit Scholien und Interlinearglossen versehen ist.

Besondere Stücke

  • 4 Cod. Ms. theol. 28 Cim. – Evangelienhandschrift, 11. Jahrhundert
  • 4 Cod. Ms. philol. 29 Cim. – Sammelhandschrift mit Texten Nicanders und Pindar, 13. und 16. Jahrhundert
  • 8 Cod. Ms. theol. 43 – Fragment des Johannesevangeliums auf Birkenrinde, 15./16. Jahrhundert

Sammlungsgeschichte

Der Ursprung der Sammlung ist auf das ausgehende 18., beginnende 19. Jahrhundert zurückzuführen. Christian Gottlob Heyne (1729–1812), der nicht nur jahrzehntelang die Geschicke der Bibliothek leitete, sondern selbst als Professor für Poesie und Beredsamkeit in Göttingen lehrte, förderte wohl auch aus eigenen Forschungsinteressen den Erwerb griechischer Handschriften. Vom 18. bis 20. Jahrhundert wuchs der Bestand durch Einzelerwerbungen, kleinere Konvolute aus Auktionen sowie Schenkungen oder Nachlässe von Göttinger Professoren weiter an. Die Sammlung weist daher eine Vielzahl verschiedener Provenienzen auf; mehrere Manuskripte befanden sich zuvor im Besitz Richard Francois Bruncks (1729–1803), einem Philologen aus Straßburg, Johann Philipp Siebenkees’ (1759–1796), Professor für Sprachen in Altdorf, und Lüder Kulenkamps (1724–1794), Professor für Philosophie in Göttingen und reformierter Pastor.

Zugang

Kataloge, Datenbanken und weitere Findmittel

Die griechischen Handschriften sind, elf Fragmente ausgenommen, im Katalog von Wilhelm Meyer sowie in der Fortsetzung von Irmgard Fischer zum Handschriftenbestand der Universitätsbibliothek Göttingen erschlossen. Ein Großteil der Handschriften ist weiterhin in der Datenbank Pinakes nachgewiesen, wobei jedoch für einige Signaturen bislang keine oder nur sehr wenige Informationen aufgeführt sind. Seit 2018 werden die Handschriften im Rahmen eines Kooperationsprojekts mit dem Handschriftenzentrum an der UB Leipzig und der SLUB Dresden nach modernen Standards tiefenerschlossen. Die Ergebnisse werden zukünftig über das Handschriftenportal veröffentlicht werden.

Vor Ort

Die griechischen Handschriften können nach vorheriger Bestellung vor Ort oder per E-Mail im Lesesaal für Handschriften und Seltene Drucke im Historischen Gebäude der SUB Göttingen eingesehen werden, sofern keine Einwände von konservatorischer Seite bestehen. Die Termine zur Einsichtnahme sollten mindestens zwei Werktage vor der Anreise unter Nennung der gewünschten Signaturen vereinbart werden.

Die griechischen Handschriften bilden keinen geschlossenen Bestand, sondern wurden in die fachliche Systematik der Universitätsbibliothek integriert. Die Signatur setzt sich zusammen aus der Formatangabe (2, 4, 8), der Fachgruppe (philol., hist. nat., jurid., theol.) sowie einer laufenden Nummer, z. B. 4 Cod. Ms. theol. 28 Cim. Die Abkürzung „Cim.“ kennzeichnet Zimelien der Bibliothek, Handschriften von besonderer Bedeutung und hohem Wert. Griechische Texte enthält ebenfalls die Fragmenthandschrift Cod. Ms. syr. 17 f. Fragmente in griechischen Sprachen, die Teil der Fragmentesammlungen der Bibliothek sind, tragen das Kürzel „Fragm. Ms.“ sowie eine fortlaufende Nummer, z.B. Fragm. Ms. 591. Neuerwerbungen werden nicht mehr in die Göttinger Fachsystematik eingearbeitet. Die Signatur wird in diesen Fällen aus dem Jahr der Erwerbung und einer fortlaufenden Nummer gebildet, z.B. Cod. Ms. 1978.3.

Digital

Die Sammlung wurde bislang noch nicht digitalisiert; eine Digitalisierung des älteren Bestandes ist in Planung.

Weiterführende Hinweise

  • Von Homer bis Aristoteles. Griechische Handschriften in norddeutschen Sammlungen. Katalog zur Ausstellung in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky, 24. September–1. Dezember 2013 anlässlich des VIII. Internationalen Kolloquiums zur Griechischen Paläographie, Universität Hamburg vom 22.–28. September 2013, hg. von Christian Brockmann, Hamburg 2013. ↗GUK
  • Jürgen Leonhardt: Heyne, Christian Gottlob, in: Der Neue Pauly. Supplemente Bd. VI: Geschichte der Altertumswissenschaften. Biographisches Lexikon, hg. von Peter Kuhlmann/Helmuth Schneider, Stuttgart/Weimar 2012, S. 573–577. GUK
  • Annette Pozzo: Membra disiecta. Inhalt und Wirkung der Bibliothek des Göttinger Professors Lüder Kulenkamp (1724–1794), Diss. Berlin 2013. ↗GUK

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